Ländliche Mobilität neu gedacht: 15-Minuten-Takt in der Region Neckar-Alb
In der Region Neckar-Alb leben über 700.000 Menschen, davon mehr als 200.000 in den beiden Oberzentren Reutlingen und Tübingen. Die Region ist geprägt von einem starken Kontrast zwischen urbanen Räumen und der sehr ruhigen, ländlichen Schwäbischen Alb.
Das Land Baden-Württemberg hat sich zum Ziel gesetzt, einen 15-Minuten-Takt für die Ballungsregionen und einen 30-Minuten-Takt für den ländlichen Raum zu entwickeln. Außerdem soll der Schienenverkehr ausgebaut werden, um den Menschen ein besseres Mobilitätsangebot zu bieten. Ein wichtiger Baustein hierfür ist die geplante Regional-Stadtbahn Neckar-Alb.
Das neue Bahnangebot soll den stark ausgeprägten und staunanfälligen Individualverkehr entlasten und den Bewohner:innen eine nachhaltige, zuverlässige Alternative zum Auto bieten.
Mit dem Los 3 (Reutlingen Süd–Engstingen) treibt Ramboll die Verkehrswende im ländlichen Raum voran. Auf einer Länge von 16 km werden ehemalige Straßenbahn- und Bahntrassen reaktiviert und zu einer modernen Zweisystembahn ausgebaut. Dazu wird die Strecke vollständig nach BOStrab geplant, mit einem Systemwechsel zur EBO im Bahnhof Engstingen. Das Ziel ist ein 15-Minuten-Takt zwischen Reutlingen Hauptbahnhof und Pfullingen Süd und ein 30-Minuten-Takt bis Engstingen mit umsteigefreien Verbindungen zu regionalen Nahverkehrsangeboten.
Die extreme Topografie stellt eine besondere Herausforderung dar: Auf der Hohenauer Steige muss innerhalb von nur 2 km ein Höhenunterschied von 180 m bewältigt werden (Steigungen bis zu 100 ‰). Das auf dieser Strecke zum Einsatz kommende Stadtbahnfahrzeug ist so konfiguriert, dass selbst die extreme Steigung von 100 ‰ bewältigen kann. Um zusätzlich den weiteren Betrieb der historischen Museums-Zahnradbahn zu gewährleisten, prüfen wir derzeit die Machbarkeit einer en Gleislösung (z.B. mittels Vier-Schienengleis), die sowohl den Einsatz des modernen Stadtbahnfahrzeugs als auch der klassischen Zahnradbahn ermöglichen würde.
Zusätzlich wurde die Trassenführung in Naturschutzgebieten und Trinkwasserschutzzonen so geplant, dass Oberflächenwasser nicht unkontrolliert ins Grundwasser gelangt. Oberflächennahe Regenrückhalteeinrichtungen können so konzipiert werden, dass bei Starkregenereignissen das Oberflächenwasser nicht sofort in die Kanalisation eingeleitet werden, sondern vor Ort verdunstet wird.
Im Abschnitt Pfullingen Nord bis Pfullingen Süd untersucht Ramboll zwei Trassenvarianten mit jeweils spezifischen Herausforderungen:
Bei der Variante Innenstadttrasse gilt es, den sehr begrenzten Straßenraum – mit Querschnitten von teils nur 10 Metern – so umzugestalten, dass künftig alle Verkehrsteilnehmer ausreichend Raum erhalten. Um dies zu ermöglichen, wird unter anderem die Umwidmung bestehender Straßen zu Einbahnstraßen geprüft.
Die Variante Alte Bahntrasse verläuft entlang der heutigen Fahrradtrasse auf der ehemaligen Bahnstrecke. Hier liegt der Fokus auf der Förderung multimodaler Mobilität durch die integrierte Planung einer kombinierten Rad- und Stadtbahnachse.
Welche der beiden Varianten letztlich realisiert wird, entscheidet sich voraussichtlich im Herbst 2025.
Stadtbahn Neckar-Alb in Zahlen
- : 16 km
Länge der Strecke Reutlingen-Engstingen
- : 100‰
Steigung auf Abschnitten der Strecke
- : 15 & 30 Minuten
Häufigkeit des Zugverkehrs