Benchmarking-Studie für eine intelligentere Schieneninstandhaltung in Europa

Ramboll hat untersucht, wie europäische Infrastrukturbetreiber zustandsorientierte Instandhaltung (CBM) einsetzen, um Anlagenmanagement und Effizienz zu optimieren.
CREDIT Henri Luoma
Henri Luoma

Ramboll hat im Auftrag der Europäischen Kommission (GD MOVE) gemeinsam mit europäischen Infrastrukturbetreibern eine Benchmarking-Studie durchgeführt, die den Einsatz zustandsorientierter Instandhaltung (Condition Based Maintenance, CBM) im Schienenverkehr untersucht. Ziel war es herauszufinden, wie CBM-Strategien genutzt werden können, um die Effizienz der Anlagenbewirtschaftung zu steigern, Kosten zu senken und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der Netze langfristig zu sichern.

Umfang und Schwerpunkt der Studie

Im Rahmen der von der Europäischen Kommission initiierten PRIME-Benchmarking-Gruppe wurden verschiedene Methoden zur Bewertung des Netzzustands analysiert und ein stärker präventiver Ansatz für Instandhaltung und Erneuerung betrachtet. Im Mittelpunkt standen dabei die systematische Erfassung von Zustandsdaten, die regelmäßige Netzzustandsüberwachung sowie standardisierte Berichterstattung als Basis für eine intelligentere und nachhaltigere Instandhaltungsstrategie.

Wichtigste Informationsquellen zur Optimierung der Instandhaltungsstrategie

Die Analyse ergab, dass insbesondere die Kombination von Lebenszykluskosten-Modellierung (LCC) und zustandsorientierten Inspektionen den größten Mehrwert bietet. Auf dieser Grundlage lassen sich Wartungs- und Inspektionsarbeiten gezielter steuern, wodurch sich sowohl die Lebensdauer von Anlagen verlängert als auch die Instandhaltungskosten reduzieren lassen.

Das Potenzial ist erheblich, da Ausgaben für Wartung und Erneuerung (M&R) rund 40 Prozent der Gesamtkosten von Infrastrukturbetreibern ausmachen. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass Einsparungen allein durch das Verschieben von Maßnahmen keine Lösung sind – im Gegenteil: Sie führen langfristig zu steigenden Gesamtkosten, erhöhtem Erneuerungsbedarf und sinkender Servicequalität.

Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Benchmark

Langfristig spricht daher vieles für eine M&R-Strategie, die auf einen nachhaltigen Anlagenzustand setzt. Zwar garantiert auch eine rein reaktive Instandhaltung die Sicherheit des Betriebs, sie ist jedoch auf Dauer weder wirtschaftlich noch effizient. Mittel- bis langfristig übersteigen die Folgekosten in der Regel die anfänglichen Einsparungen. Eine ausführliche Beschreibung dieser Schlussfolgerungen finden Sie in der offiziellen Zusammenfassung der Studie

Strategische Bedeutung

Die Ergebnisse des Projekts liefern dem europäischen Eisenbahnsektor damit wertvolle Impulse für den Übergang von einer überwiegend reaktiven hin zu einer zustandsorientierten, datengestützten und vorausschauenden Instandhaltung. Besonders deutlich wird der Zielkonflikt vieler Infrastrukturbetreiber: Einerseits stehen kurzfristige Haushaltszwänge im Fokus, andererseits ist ein wirtschaftlich nachhaltiger und leistungsstarker Bahnbetrieb nur mit einer konsequent umgesetzten CBM-Strategie erreichbar.