29. Januar 2023
Wie alternative Baustoffe zur Klimaneutralität beitragen
Holz-hybride Gebäude sind auf dem Vormarsch – jedoch ist der Baustoff Beton langfristig nicht zu ersetzen. Insgesamt kommt es darauf an, wie sein Einsatz bewusster und effizienter werden kann.
Zement ist die größte Quelle industrieller Emissionen auf dem Planeten und für 7 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Diese astronomischen Emissionen - 2,8 Gigatonnen CO2 pro Jahr - sind auf die große Nachfrage des Baustoffes zurückzuführen, denn Zement ist der Hauptbestandteil von Beton, von dem weltweit 30 Milliarden Tonnen pro Jahr verbraucht werden.
Im Hinblick auf die Klimakrise muss der Einsatz dieses sehr energieintensiven Baustoffes dringend reduziert werden.
Die Expert:innen bei Ramboll sind davon überzeugt, dass es auch in der Betonherstellung noch viel Nachholbedarf gibt, was die Verringerung des CO2 Fußabdruckes betrifft. Beispielsweise hat man im Rahmen des Kanalbyen-Projekts in Fredericia, Dänemark, ein Modell-Gemeindezentrum entworfen, das einen CO2-Fußabdruck von weniger als 5 kg CO2e/m2 pro Jahr aufweist.
"Die in Kanalbyen entworfene Betonhülle wird zwar keine Norm für Gebäude weltweit sein. Aber wenn wir kleine Änderungen an Elementen, wie Fundamente oder Wände, vornehmen, die in allen Gebäuden verwendet werden, könnte eine kleine CO2-Einsparung von 5 % eine enorme globale Wirkung haben. Pionierprojekte wie Kanalbyen sind inspirierend und tragen dazu bei, diese neuen Wege und Optimierungen zu finden, die in der Branche benötigt werden", erklärt Tim Gudmand-Høyer, Bauingenieur mit Spezialisierung auf Betonkonstruktionen bei Ramboll.
Er ist überzeugt, dass Beton auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird, jedoch nicht in der Art und Weise wie heute und im gleichen Umfang. Alternative Baustoffe wie Holz sind hier eine kostengünstige und klimafreundliche Alternative.
Holz oder Beton – beides hat Vor- und Nachteile
Derzeit wird Beton oft eingesetzt, da er akustisch gut dämmt, nicht nur wegen seiner tragenden Eigenschaften. Wenn wir aber Beton wirklich nur dort verwenden, wo er unbedingt für die Tragfähigkeit benötigt wird, können wir signifikant Emissionen reduzieren.
Indem man neben einem Finanzbudget auch ein CO2 Budget in Bauprojekten festlegt, könnte das Bewusstsein in der Branche gestärkt werden, was auch zu einem intensiveren Austausch über Alternativen führen würde. Tim rechnet damit, dass die größten Gewinne erzielt werden können, wenn die verwendeten Materialien angepasst und klimabewusstere Konstruktionsverfahren eingeführt werden.
"Dies führt zu mehr Wissensaustausch als bei reinen Kostensenkungsinitiativen. Da diese Agenda so viel Schwung hat, auch auf Führungsebene, trägt sie dazu bei, den Wandel in der Branche zu beschleunigen", so Tim Gudmand-Høyer abschließend.
Eine interessante Alternative in diesem Kontext ist Holz. Als eines der ältesten Baumaterialien der Welt ist es in den letzten Jahren als eines der bevorzugten nachhaltigen Materialien für Designer und Architekten wieder in Mode gekommen - und das aus gutem Grund.
Auf die richtige Mischung kommt es an
"Holz ist oft nachhaltiger als andere Baumaterialien wie Beton und Stahl. Und Holz wird noch nachhaltiger, wenn wir sicherstellen, dass das, was wir bauen, langlebig ist und wir das Material so lange wie möglich verwenden, sagt Frank Schwartz, Direktor im Bereich Hochbau bei Ramboll.
"Dann gibt es noch die weniger greifbaren Vorteile: Holz hat eine angenehme Materialität, mit der wir uns wohl alle identifizieren können. Es ist im Allgemeinen einfacher, sich mit einem Holzgebäude zu identifizieren als mit einem Gebäude aus hartem Beton oder Stahl", fügt er hinzu.
Holz schneidet bei Gebäuden mit bis zu 15-20 Stockwerken am besten ab. Sobald wir jedoch eine größere Höhe erreichen, müssen wir andere Materialien wählen. Holz ist also nicht pauschal besser als andere Materialien, je nach Anforderungen an das Gebäude müssen die Materialien sorgfältig beurteilt und ausgewählt werden.
Lesen Sie dazu auch unseren Blogartikel: Holz statt Zement und Stahl: Nachhaltig, klimaneutral, kosteneffizient | Ramboll Insights
Datengrundlage und Modellierungen als Entscheidungsgrundlage
Ein wichtiger Faktor für die Wahl der richtigen Baustoffe ist die Aufbereitung von Daten und Modellierung verschiedener Lösungen vorab. Es gibt Gebäude aus Holz, Stahl, Beton und über 200 verschiedene Mischformen. Für jedes Projekt sollte man genau überlegen, welche Materialien für den jeweiligen Standort geeignet sind.
Erleben Sie neue Trends in nachhaltiger Architektur und Baustoffen live auf der AEDES in Berlin
Erleben Sie, wie Dekarbonisierung und ästhetische Architektur Hand in Hand gehen können und lassen Sie sich von einer verantwortungsvollen Baukultur inspirieren. Die Ausstellung des dänischen Architekturbüros Henning Larsen, das seit 2021 zur Ramboll Gruppe gehört, startet am 3. Februar in Berlin. Sie soll den Diskurs um ästhetische Ausdrucksformen der gebauten Umwelt anstoßen und Impulse geben, wie Materialverschwendung auch bei höchsten architektonischen Ansprüchen vermieden werden kann.