1. Mai 2022
Wasserstoff oder Batterie? Studie zu alternativen Antrieben im Regionalverkehr liefert Antworten
225.000 Menschen machen sich täglich von Brandenburg auf nach Berlin, um zur Arbeit zu fahren – ein Rekord im bundesdeutschen Vergleich. Umso wichtiger sind klimafreundliche Alternativen zum Auto. Schon heute sind 84% des Schienenverkehrs im Verbundgebiet Berlin-Brandenburg elektrisch unterwegs, nun sollen auch die letzten Linien auf umweltfreundlichere Antriebe umgestellt werden. Auf dem Korridor des Prignitz-Express untersuchte Ramboll den Einsatz alternativer Antriebe im Regionalverkehr.
Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen scheidet nach derzeitigem Stand eine vollständige Elektrifizierung auf dem Korridor des Prignitz-Express mit einer wechselstromführenden Oberleitung aus. Trotzdem sollen langfristig keine Dieselfahrzeuge mehr auf der Strecke unterwegs sein und auf klimafreundlichere Alternativen gesetzt werden. Dieses Ziel kann nur mit dem Einsatz alternativer Antriebe realisiert werden. Ramboll wurde daher vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) im Rahmen des i2030-Projekts beauftragt, mehrere Varianten zu untersuchen und zu prüfen, ob sich batterieelektrische (BEMU) oder wasserstoffbetriebene (HEMU) Züge mit Brennstoffzellenantrieb besser eignen. Damit könnte auf eine vollständige Elektrifizierung der Gesamtstrecke verzichtet werden.
Optimale Alternative für innerstädtische Bereiche mit beengten Platzverhältnissen
„Das Projekt zeigt, dass nicht jede Bahnstrecke mit Standardlösungen elektrifiziert werden kann und ist somit ein gutes Beispiel dafür, warum innovative Antriebstechnologien ein Schlüsselfaktor für den Erfolg der Verkehrswende sind“, sagt Ralf Jugelt, Projektleiter und Senior Consultant bei Ramboll. Er ist Experte für den Betrieb von Verkehrssystemen und hat an mehreren Forschungs- und Entwicklungsprojekten zum Einsatz innovativer Technik im Bereich des schienengebundenen Verkehrs mitgewirkt. „Ein wesentlicher Vorteil der beiden alternativen Antriebstechnologien ist, dass entlang der Strecke weniger Infrastruktur im Vergleich zur Vollelektrifizierung benötigt wird. Batterieelektrische- und Wasserstoffantriebe sind also insbesondere für Regionalverkehrskorridore mit geringeren Zugzahlen oder für Abschnitte im innerstädtischen Bereich mit beengten Platzverhältnissen eine spannende Alternative, da sie weniger ortsfeste Infrastruktur als Oberleitungen oder Stromschienen benötigen“, erklärt Jugelt.
In die Untersuchung der unterschiedlichen Varianten flossen neben verkehrstechnischen Aspekten auch umwelttechnische und wirtschaftliche ein. „Wir bei Ramboll sind überzeugt, dass ökologische und ökonomische Vorteile Hand in Hand gehen können. Darauf haben wir auch in diesem Projekt hingearbeitet“, erläutert Jugelt.
So zeigt das Ergebnis der Studie nun auch einen deutlichen wirtschaftlichen Vorteil für den Batterieantrieb. Die Technologie hierfür ist schon da und eine Reihe von Unternehmen hat bereits Batteriezüge im Angebot. Allerdings muss auch die Ladeinfrastruktur mit neuen Oberleitungen geschaffen werden. Der VBB zeigt sich jedoch optimistisch, dass bis 2028 die ersten Batteriezüge auf der Strecke des Prignitz-Express rollen werden.