Alternative Antriebe bereiten den Weg in eine klimaschonendere Zukunft. In nur wenigen Jahren kann der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß in der Schifffahrtsbranche drastisch reduziert werden. Besonders relevant sind die Innovationen im Verkehrssektor für den Schifffahrtsbereich. Denn überall, wo Schweröl als Treibstoff eingesetzt wird, entstehen neben CO2-Emissionen auch andere Schadstoffe wie Schwefeloxide, Stickoxide, Feinstaub und Rußpartikel. Daneben können die Abgase der Schiffe Schwermetalle enthalten. Diese Emissionen sind beispielsweise für Hafenstädte belastend und können Umwelt- und Gesundheitsschäden nach sich ziehen. Ramboll erarbeitet im Auftrag des Deutschen Maritimen Zentrum e. V. eine Studie in der die verfügbaren Kraftstoffe und Energiequellen hinsichtlich ihrer Kompatibilität, Verfügbarkeit und Potenzials zur Minderung der Emissionen untersucht werden.
Unterschiedliche Anforderungen an die alternativen Antriebstechnologien
„Abzusehen ist, dass es keine Einheitslösung für die verschiedenen Schifffahrtssegmente geben wird. Zu unterschiedlich sind die Schiffstypen und zurückzulegenden Strecken“, sagt Thomas Rust, Leiter des Projekts bei Ramboll. Während in der Binnenschifffahrt teils kürzere Strecken zurückgelegt werden, müssen Frachtschiffe lange, anspruchsvolle Strecken bewältigen. So liegen beispielsweise zwischen Rotterdam und Deutschlands größtem Binnenhafen in Duisburg nur etwa 250 Kilometer zwischen Schanghai und Hamburg jedoch fast 11.000 Seemeilen. „Die Herausforderung besteht darin, einen maßgeschneiderten Ansatz für jeden Schiffstyp und jedes Handelsdistanz-Cluster auszuarbeiten“, erklärt Rust.
Für die Analyse der alternativen Kraftstoffcharakteristika begutachten unsere Fachleute Flottendetails und nehmen unterschiedlichste Bereiche unter die Lupe. Dazu gehören zum Beispiel Motortypen und -leistung, Schiffsalter, Einsatzregion und Bunkerpraktiken. Auf dieser Basis zeigen unsere Expertinnen und Experten Handlungsoptionen für die gezielte Entwicklung eines alternativen Kraftstoffportfolios auf.
Synthetische Wasserstoffderivate zur Energiegewinnung nutzen
Eine “grüne” Möglichkeit für die Transformation auf See sind mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen. Liefern sie den Antrieb für Schiffe, ist die einzige Emission Wasserdampf. „Dabei gilt es zu beachten, dass auch Wasserstoff nicht gleich Wasserstoff ist: Der Anteil von „grünem Wasserstoff“ am Gesamtmarkt ist noch deutlich zu gering“, sagt Rust. Wird Wasserstoff durch Elektrolyse mit erneuerbaren Energien hergestellt, bezeichnet man ihn als „grünen Wasserstoff“.
“Allerdings wird diese Option auf See wahrscheinlich die geringste Marktdurchdringung erreichen. Verflüssigter oder komprimierter Wasserstoff haben eine zu niedrige Energiedichte oder sind schwer zu handhaben”, stellt Rust fest und erklärt, dass synthetische Wasserstoffderivate wie Ammoniak und Methanol oder Methan (LNG), mit großer Wahrscheinlichkeit künftig eine sehr hohe Bedeutung erreichen werden.
Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit
Ramboll ist ein praxisnaher Ansatz besonders wichtig. Die Ergebnisse der Studie werden Schiffstyp-, Schifffahrtssegment- und betriebsbezogene Empfehlungen enthalten. Dabei spielt die Nachhaltigkeit ebenso eine Rolle wie die Wettbewerbsfähigkeit: „Die Schifffahrt emissionsärmer und zum Teil sogar emissionsfrei zu gestalten ist ein realisierbares Ziel. Durch Projekte wie diese daran mitzuwirken ist sehr motivierend!“, erzählt Rust bevor er betont: „Die Technologien um alternative Antriebe machen aktuell schnelle Sprünge nach vorne, aber als Ingenieur ist es auch wichtig aufzuzeigen, welche Lücken es technologisch noch dringend zu schließen gilt.“ Anspruch der Studie sei daher den Übergang optimal zu unterstützen.