Mutig zu sein ist nicht immer einfach

Anlässlich des Internationalen Frauentags haben wir mit Namo Marouf, Sustainability Lead/Business Developer – Urban Design bei Ramboll Schweden, gesprochen. Im Interview teilt sie ihre Gedanken über die Freiheit, so zu sein, wie man ist.

Portrait of Namo Marouf, taken in 2023 for her role in Ramboll’s Thought Leadership programme.

„Ich denke heute an alle, die mich auf meinem Weg, die zu werden, die ich jetzt bin. unterstützt haben“

Für Namo Marouf geht es am Internationalen Frauentag darum, sich daran zu erinnern, was uns dorthin gebracht hat, wo wir heute sind – und daran, dass noch ein langer Weg bevorsteht. Die Bauingenieurin und Stadtplanerin arbeitet in unserer Stockholmer Niederlassung als Sustainability Lead für die Geschäftsbereiche Urban Design und Smart Mobility von Ramboll Schweden.

Der 8. März ist der Internationale Frauentag. Was bedeutet dieser Tag für Dich?

Namo Marouf: Für mich fühlt sich der Internationale Frauentag manchmal wie eine Art Valentinstag für Unternehmen an. Da frage ich mich: Warum konzentrieren wir uns nicht auf die Probleme, die direkt vor unsliegen? Meiner Meinung nach sollten wir uns an diesem Tag an die vielen Hindernisse erinnern, die Frauen überwunden haben, um uns dorthin zu bringen, wo wir heute stehen. An Frauen, die für ihre harte Arbeit nicht gefeiert wurden. Es wird Zeit, dass wir verstehen, dass es noch viel zu tun gibt.

Aus einer ganz persönlichen Perspektive geht es für mich dabei auch stark um Intersektionalität. Eine Frau zu sein ist nicht meine größte Herausforderung – das war es nie. Ich sehe da mehrere Ebenen. Mein erstes Hindernis war schon immer, als farbige Person in einem Land zu leben, in dem Weiß die Norm ist. Im Studium wurde mir dann stärker bewusst, wie schwierig es ist, eine Frau zu sein. Dabeiging es nicht nur um mich. Mir fiel auf, wie Frauen in meinem Umfeld behandelt wurden. Ich bin eine Person, die ihre Stimme erhebt, wenn sie Ungerechtigkeit erlebt. Ich halte es für wichtig, sich für andere einzusetzen, die vielleicht nicht die gleichen Möglichkeiten haben. Ich bin es seit meiner Kindheit gewohnt, mit Hindernissen umzugehen. Ich kann mich mit anderen Minderheiten und ihren Schwierigkeiten identifizieren, und das hilft mir, auf Mikroaggressionen und auch aufSituationen zu reagieren, in denen zum Beispiel zum Sexismus oder Rassismus offensichtlicher im Spiel sind. Es ist nicht leicht, mutig zu sein, und zu wissen, wann man den Mund aufmachen sollte, aber das ist notwendig, wenn wir ein Umfeld schaffen wollen, in dem alle sie selbst sein dürfen und sich ernst genommen fühlen.

Du hast erwähnt, dass es für Dich nie die größte Herausforderung war, eine Frau zu sein. Wie erlebst Du Intersektionalität?

Namo Marouf: Intersektionalität bedeutet, dass Menschen mehreren Formen von Diskriminierung gleichzeitig ausgesetzt sein können. Mich haben diese verschiedenen Erfahrungen aber nur noch stärker gemacht. Ich fühle mich sehr mit meinem kurdischen Hintergrund verbunden und damit, dass ich in einem multikulturell geprägten Arbeiterviertel aufgewachsen bin. Gleichzeitig identifiziere mich aber auch stark damit, Schwedin zu sein. Dies hat allerdings eine Weile gedauert, da ich von der Gesellschaft anders wahrgenommen wurde. Es gibt eine ganze Generation, die die gleichen Erfahrungen gemacht hat wie ich. Ich denke, wir haben dadurch eine öffenere Perspektive darauf entwickelt, was es heißt, „schwedisch“ zu sein – und darauf bin ich stolz. Es war eine Herausforderung, aber ich glaube auch, dass es sich gelohnt hat. Ich habe so viel davon mitgenommen, zum Beispiel wie man als Chamäleon durch die Welt geht, sich in einem Konflikt verhält, andere Menschen liest und auf Anhieb die Stimmung in einer Gruppe erkennt. In meinem Geschäftsbereich bei Ramboll habe ich das Gefühl, dass mein Hintergrund als eine meiner Kompetenzen betrachtet wird, genau wie meine Ausbildung.

„In meinem Geschäftsbereich bei Ramboll habe ich das Gefühl, dass mein Hintergrund als eine meiner Kompetenzen betrachtet wird, genau wie meine Ausbildung.“

„In meinem Geschäftsbereich bei Ramboll habe ich das Gefühl, dass mein Hintergrund als eine meiner Kompetenzen betrachtet wird, genau wie meine Ausbildung.“ 

Namo Marouf
Sustainability Lead/Business Developer - Stadtplanung

In diesem Jahr steht bei Ramboll das Thema Inklusion im Mittelpunkt. Wie sieht Inklusion am Arbeitsplatz für Dich aus?

Namo Marouf: Inklusion ist etwas, das wir alle jeden Tag leben können. Es geht im Grunde darum, die Menschen um uns herum wahrzunehmenund ihnen zu vermitteln, dass sie ernst genommen werden. Manchmal sind wir alle zu sehr mit uns selbst beschäftigt und haben kein Bewusstsein für die Menschen in unserem Umfeld n. Deshalb ist es wichtig, Intersektionalität zu verstehen. Was wir nicht verstehen können, müssen wir verstehen wollen – indem wir neugierig sind und am Ball bleiben. Es gibt so viele wissenschaftliche Informationen zu diesem Thema! Das gilt vor allem für Führungskräfte, die sich dafür einsetzen müssen, dass Inklusion funktioniert. Wir brauchen Diversität in unseren Führungsteams.

In einer Position, in der wir Macht oder Privilegien haben, müssen wir Standards setzen – und als Manager:innen und Teamleiter:innen bei Ramboll mit gutem Beispiel vorangehen. Ich glaube, dass Worte mehr Macht haben, als viele denken. Wir alle und insbesondere unsere Führungskräfte müssen darüber im Klaren sein, wie wir Sprache einsetzen und wie sich andere dadurch fühlen. Meine Geschäftsbereichsleitung hat ein großartiges Verständnis dafür, alle einzubeziehen, und hat bei uns eine Kultur geschaffen, in der wir unsere Unterschiede schätzen. Wie schon erwähnt, bin ich in einem Arbeiterviertel aufgewachsen, das ethnisch sehr divers war. Fast jedes Kind hatte eine andere Nationalität. Meine Vorgesetzten sehen diese Erfahrung als eine meiner Stärken an, weil ich nicht nur durch meine städtebaulichen Kenntnisse, sondern auch aufgrund meines Hintergrunds weiß, wie man mit Kund:innen spricht, die in solchen Gegenden arbeiten. Unsere Kompetenzen gehen über das hinaus, was auf dem Papier steht.

Denkst Du heute am Internationalen Frauentag an eine bestimmte Frau?

Namo Marouf: Ich denke an meine Mutter und meine Schwester, die mich beide sehr unterstützen und mir geholfen haben, zu der Person zu werden, die ich heute bin. Menschen wie diebeiden, die es wagen, sie selbst zu sein, sind eine große Inspiration für mich. Denn das erfordert eine Menge Mut. Von meiner Mutter habe ich gelernt, mutig zu sein, keine Angst vor einem Scheitern zu haben und mir nicht zu viele Gedanken zu machen. Sie hat mirauch beigrebracht, bescheiden, aber ohne Angst meinen Platz in der Welt einzunehmen. Meine Schwester hat mir die Kraft gegeben, die richtigen Entscheidungen zu treffen und meinen eigenen Weg zu gehen. Außerdem denke ich heute an die Frauen, die hart dafür gekämpft haben, dass wir so weit gekommen sind. Ich hoffe, dass wir mutig genug bleiben, diese Arbeit für die kommenden Generationen fortzusetzen.

Verfasserin des Artikels: Debbie Spillane

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