Marco Baldauf
20. November 2023
Per Mausklick Klimafolgen transparent machen
Täglich werden politische Entscheidungen getroffen, oft ist jedoch unklar, welche Folgen diese für das Klima haben. Mit dem Klimachecktool schaffen wir Transparenz und sensibilisieren Entscheidungsträger:innen für die Auswirkungen ihres Handelns auf das Klima. So kann eine klimafreundlichere Gesetzgebung entstehen. Um wie angekündigt bis spätestens 2045 Klimaneutralitätsziele zu erreichen, dient das Klimachecktool als wichtiger Baustein.
Der Klimawandel ist vor unserer Haustür angekommen: Extremwetterereignisse wie Dürreperioden oder Überschwemmungen gehören inzwischen zu jedem Sommer. Um das im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbarte Ziel, die globale Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, zu erreichen muss eine Kehrtwende erfolgen: Laut IPCC-Bericht müssen die globalen CO₂-Emissionen bis 2030 um 48% sinken und bis Anfang der 2050er Jahre in allen Sektoren und Regionen auf Netto-Null Emissionen abfallen. Im September 2022 hat daher ein Klima-Bündnis, unterstützt von Politiker:innen, Zivilgesellschaft und Forschenden, gefordert, den Klimaschutz als kommunale Pflichtaufgaben zu verankern.
Das Land Berlin rief angesichts der globalen Erwärmung bereits im Dezember 2019 als erstes Bundesland in Deutschland den Klimanotstand aus und beschloss, alle zukünftigen Gesetzesvorhaben einem „Klimacheck“ zu unterziehen. Die Stadt ist damit Vorreiter für eine systematische Klimaschutzprüfung von Senatsvorlagen.
Ramboll hat dafür ein einfaches Excel-Tool für die Mitarbeitenden der Berliner Senatsverwaltung entwickelt. Mithilfe dessen können sie erwartbare klimarelevante Auswirkungen der Beschlussvorlagen einschätzen, zudem zeigt das Tool klimafreundliche Alternativen auf. Seit November 2023 nutzen auch die Bremer Senatsverwaltungen das Klimachecktool in einer browserbasierten Variante. Aktuell wird im Auftrag des Bundesumweltamts ein Klimacheck entwickelt, der auf Bundesebene zum Einsatz kommen soll. Marco Baldauf, Projektleiter bei Ramboll, hat im Gespräch den Nutzen und die Chancen für den (kommunalen) Kilmaschutz durch das Tool erläutert:
Ramboll hat den digitalen Leitfaden für und mit den Anwender:innen so gestaltet, dass die Beschlussvorlagen einfach und ohne Vorkenntnisse zu Klimaauswirkungen überprüft werden können. Dafür wurden sieben Handlungsfelder zur Erfassung der klimarelevanten Auswirkungen vorab definiert. Diese sind:
- der Energieverbrauch von Gebäuden, Anlagen und Infrastruktur
- Auswirkungen auf Verkehr
- Energieerzeugung
- Stadtgrün
- Wiederverwertung von Rohstoffen
- Bewusstseinsbildung für Klimaschutz in der Gesellschaft
- Bewusstseinsbildung bei öffentlichen Beschaffungen
„Die Nutzer:innen werden anhand von einfachen Fragen durch die sieben Handlungsfelder geführt. Das Tool fasst die Antworten dann automatisch zu einem Endergebnis zusammen.“, erläutert Marco Baldauf die Funktionsweise des Klimachecks. Zeigen sich mögliche Klimaauswirkungen in einem Handlungsfeld, schlägt das Tool Verbesserungsmöglichkeiten vor.
Im Handlungsfeld Verkehr wird beispielsweise geprüft, ob eine Senkung der CO2-Emissionen durch die Beschlussvorlage erreicht wird. Dies kann etwa durch eine Verbesserung der Fahrradinfrastruktur gegeben sein. Datengrundlage für die Abschätzung der Klimawirkung sind aktuelle Forschungsdaten, die die Treibhausgasemissionen von Schienen-, Auto- und Fahrradverkehr abbilden.
"Das Tool funktioniert selbsterklärend und ist anwender:innenfreundlich"
Seit der Einführung im April 2021 hat sich der Klimacheck als Instrument innerhalb der Berliner Senatsverwaltung etabliert. Für Mitarbeitende, die mit dem Klimacheck ihre Vorlagen überprüfen, ist eine niedrigschwellige Sensibilisierung für Klimaauswirkungen entscheidend, um die Lücke zwischen Fachwissen und Verwaltungsablauf zu schließen. Bei der Entwicklung und auch nach der Veröffentlichung hat Ramboll das Feedback der Anwender:innen aufgenommen. So wurde der Klimacheck nutzerzentriert gestaltet. Die Antwortmöglichkeiten sind mit Beispielen zum einfachen Verständnis unterlegt. Auch die Wirksamkeit des Tools wurde mit einer Anwender:innenbefragung geprüft. Aus den Feedbackinterviews konnte Ramboll viel Positives mitnehmen: „Das Tool funktioniert selbsterklärend und ist anwender:innenfreundlich“, erläutert Marco Baldauf die Rückmeldungen der Nutzer:innen aus der Verwaltung.
Schnell und einfach zeigt es Klimaauswirkungen der Beschlussvorlagen des Senats auf und verdeutlicht an welchen Stellen Verbesserungsmöglichkeiten liegen. „Die Anwender:innen erhalten am Ende außerdem Formulierungsvorschläge für das Ergebnis der Prüfung. Diese können sie in den notwendigen Prüfbericht übertragen“, führt Marco Baldauf die leichte Anwendbarkeit des Tools aus. „Zudem wird die Transparenz in der politischen Entscheidungsfindung durch die zugrundeliegenden Daten erhöht.“. Durch den Klimacheck von Ramboll wird Klimaschutz nun dauerhaft in den Senatsberatungen thematisiert.
„Die Anwendung schafft frühzeitig Bewusstsein für klimarelevante Auswirkungen von politischen Vorhaben.“
Das Klimachecktool von Ramboll setzt an einem besonders kritischen Punkt an: „Die Anwendung schafft frühzeitig Bewusstsein für klimarelevante Auswirkungen von politischen Vorhaben“, merkt Marco Baldauf an. Denn die Gesetzesvorhaben sind der Rahmen klimapolitischer Maßnahmen. Auch deshalb hat sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag ein ähnliches Vorhaben vorgenommen. Bundesgesetze und -vorhaben sollen auf ihre CO2-Auswirkungen überprüft werden - der von Ramboll aktuell entwickelte Leitfaden für das Umweltbundesamt ist ein erster Schritt in die Umsetzung dieses Vorhabens.
74 Kommunen haben aktuell den Klimanotstand ausgerufen (Stand: 10. Oktober 2022):
Kontakt
Marco Baldauf
Senior Consultant, Sustainable Society Transformation
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