Gavin White

6. Juli 2017

Recycling von Infrastrukturen

Wenn Städte Wohnungsmangel und Probleme mit den Verkehrskapazitäten haben, müssen sie neu denken. Ramboll unterstützt die am stärksten von Verkehrsstau betroffene Stadt Europas, genau das zu tun.

Unzureichende Infrastrukturkapazitäten sind ein zentrales Problem moderner Städte auf der ganzen Welt. Das gilt auch für Großbritannien. London leidet unter einen großen Wohnungskrise und besitzt ein Verkehrsnetz, das laut einer Studie der Weltbank das am meisten überlastete Verkehrsnetz Europas ist.
Diese Herausforderungen zu bewältigen ist nicht einfach. Gleichwohl haben innovative Ansätze, die den Neubau beschleunigen, bestehende Anlagen sanieren und negative Auswirkungen auf die Verkehrsnutzer und umliegende Stadtteile minimieren, eine große Bedeutung. In
London gibt es mindestens 40.000 Brachflächen im Staatsbesitz. Dabei handelt es sich um ehemals genutzte Grundstücke, die möglicherweise kontaminiert sind. Diese Grundstücke könnten Raum für mindestens 130.000 Wohnungen bieten, was fast zwei Drittel des jährlichen Bauziels der britischen Regierung entspricht.
Solche Brachflächen bringen eine Reihe von Problemen mit sich, aber Design for Manufacture and Assembly (DFMA) ist eine externe Fertigungstechnik, die helfen kann, diese Herausforderungen zu bewältigen. Gary Le Carpentier, Technischer Direktor von Ramboll UK, erklärt:
„Die Offsite-Fertigung, also die Herstellung von Komponenten in einer kontrollierten Umgebung fern vom Einsatzort, bietet eine Reihe von Vorteilen, wie eine erhebliche Verkürzung der Bauzeit, da die baulichen und technischen Herausforderungen bereits vor Baubeginn gelöst werden können. Dies verringert die Anzahl der Handwerker auf der Baustelle, indem die Aktivitäten vor Ort reduziert werden. Dies hilft, die mit einer Brachfläche verbundenen höheren Kosten auszugleichen. Wir haben da zum Beispiel Projekte, bei denen wir bei einem 12-monatigen Bauprogramm 2,5 Monate eingespart haben.“
Weitere wichtige Vorteile sind die Verbesserung der Gesundheit und Sicherheit sowie die Verringerung des Lärms vor Ort, was wiederum die Auswirkungen der Bauarbeiten auf die Umgebung minimiert.
Nachhaltige Hochhäuser aus Holz
Die Verwendung von Materialien wie Brettsperrholz (CLT) kann die Bauzeit weiter verkürzen und den Bau an schwierigen Standorten erleichtern. In der Dalston Lane im Londoner Hackney hat Ramboll ein Gebäude entworfen, das vom Volumen her das höchste und größte CLT-Gebäude der Welt sein wird.
Das geringere Gewicht der CLT-Konstruktion erfordert kleinere Fundamente, was für den Standort Dalston Lane, unter dem die Bahnlinien High Speed 1 und Crossrail verlaufen, von entscheidender Bedeutung ist. Durch die Verwendung von CLT in Dalston Lane konnten im Vergleich zu einem entsprechenden Block mit Betonrahmen außerdem 2.400 Tonnen Kohlenstoff eingespart werden, was das große Potenzial dieses nachhaltigen und schnell verbaubaren Materials verdeutlicht.
CLT-Strukturen sind die einzige nachhaltige Lösung, um qualitativ hochwertigen Wohnraum mit hoher Dichte zu schaffen, und als solches ist dieses Projekt angesichts seiner Größe und Zielsetzung ein Beispiel für wegweisende Architektur.
Sanierung einer bestehenden Überführung
London investiert intensiv nicht nur in Gebäude, sondern auch in den Straßen- und Schienenverkehr. Dazu gehört auch die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur, um diese wieder fit zu machen. Ein entscheidender Teil des Investitionsprogramms für Bauwerke und Tunnel der Londoner Verkehrsbetriebe (Transport for London) waren die Arbeiten an der Hammersmith-Überführung, einer wichtigen Verbindung im Westen Londons mit einem Verkehrsaufkommen von über 70.000 Fahrzeugen pro Tag.
Am Vorspannsystem waren erhebliche Erosionen aufgetreten, die ohne Sanierung zu einer Schließung der Überführung geführt hätten. Durch den innovativen Einsatz von ultrahochfestem, faserverstärktem Beton (UHPFRC) wurde jedoch die Möglichkeit geschaffen, das Bauwerk in Betrieb zu halten und seine Lebensdauer um viele Jahre zu verlängern.
Dieses außerordentlich komplexe 130-Millionen-Euro-Programm ist vermutlich das erste, bei dem ein komplett neues Vorspannsystem in eine Brücke eingebaut wurde, bei der das Erstsystem nicht zuerst entfernt werden konnte. Diese Techniken und der intelligente Einsatz von 3D-Scannern tragen dazu bei, die Lebensdauer zu verlängern und die Konstruktion effizienter zu gestalten. Außerdem werden damit Programm- und Sicherheitsrisiken eliminiert, Reparaturen beschleunigt und eine Beeinträchtigung der Öffentlichkeit wird minimiert.
Geschäftsführer Paul Bottomley vom Subunternehmen Freyssinet, das für die Vorspannung zuständig ist, nennt die Arbeit einzigartig:
„Es ist wirklich beeindruckend, wie wir bei einem so bedeutenden Bauwerk alle alten Vorspannungen vollständig ersetzen konnten, ohne sie vorher zu entfernen“, sagt er. Mat McNab, Leiter der Abteilung Gebäude von Ramboll UK, fügt hinzu:
„In einer Zeit, in der Ressourcenknappheit im Vordergrund steht, sind besonders solche Innovationen von entscheidender Bedeutung, die bestehende Infrastrukturen und Baugrundstücke bestmöglich nutzen, um die für unsere wachsenden Städte erforderlichen höheren Kapazitäten zu sichern.“

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  • Gavin White

    Director, Buildings

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