Michael Stevns
25. März 2025
Der Vorteil der Allianz: Warum Infrastruktur eine neue Art der Projektabwicklung braucht
Anfang 2017 wurde den Pendlern in Helsinki eine neue Stadtbahnlinie versprochen, die die östlichen und westlichen Vororte miteinander verbindet. Große Verkehrsprojekte werden selten pünktlich oder vor dem Zeitplan fertiggestellt. Doch die Stadtbahnlinie 15 wurde nicht nur 10 Monate früher eröffnet, sondern auch fast 10 % unter dem Budget. Das Geheimnis? Ein Projektabwicklungsmodell, das die traditionelle Auftragsvergabe auf den Kopf stellt: Die Projektallianz.
Ob Stuttgart 21 oder BER: Große Infrastrukturprojekte leiden seit Jahrzehnten unter den kontroversen Beziehungen zwischen Auftraggebern, Auftragnehmern und Planern. Das Standardmodell zwingt die Unternehmen dazu, aggressiv niedrige Angebote abzugeben, aggressiv hohe Forderungen zu stellen und über die dazwischen liegenden Varianten zu streiten. Die Folge? Rechtsstreitigkeiten, ausufernde Budgets und politisches Kopfzerbrechen.
Zusammenarbeit statt Konflikt
Die Projektallianz, auch integrierte Projektabwicklung genannt, verfolgt einen radikal anderen Ansatz: Auftraggeber, Auftragnehmer und Planer arbeiten vom ersten Tag an als integriertes Team zusammen. Anstatt starre vertragliche Grenzen zu setzen, teilt die Allianz Risiken, Chancen und Verantwortung – und schafft so Anreize für alle Beteiligten, die beste Lösung zu finden statt nur das billigste Angebot.
Kaum jemand versteht dieses Modell besser als Peter Molin. Er ist einer der führenden Experten für kooperative Verträge in den nordischen Ländern. Er verfügt über mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung in der Infrastrukturentwicklung und ist seit fast 20 Jahren an der Umsetzung von Projekten beteiligt, bei denen das Allianzmodell zum Einsatz kommt.
Er hat staatliche Verkehrsbehörden, Bauunternehmen und Ingenieurbüros beraten und zahlreiche Vorträge zu diesem Thema auf Branchenkonferenzen und internationalen Foren gehalten. Seine Erkenntnisse haben nicht nur die finnischen Verkehrsbehörden, sondern auch die Entscheidungsträger in Schweden und Estland beeinflusst, wo Varianten des finnischen Modells zunehmend an Bedeutung gewinnen.
"Wenn Sie eine Projektkultur schaffen, in der alle Seiten einen Anteil haben, verschwenden Sie keine Zeit mehr mit Forderungen und konzentrieren sich auf das, was wirklich wichtig ist: Ergebnisse zu erzielen."
Ein nordisches Modell mit globalem Potenzial
Die nordischen Länder sind zu Pionieren der Projektallianz geworden, angeführt von Finnland. Seit der Einführung des Modells Anfang der 2010er Jahre hat das Land auf diese Weise mehr als 15 Verkehrsprojekte realisiert, darunter den wegweisenden Ausbau des Flughafens Helsinki.
Das Modell stammt ursprünglich aus Australien und wurde von Finnland an den europäischen Kontext angepasst. Inzwischen haben auch Großbritannien und Deutschland begonnen, ihre Projektabwicklung nach den Prinzipien der Allianz auszurichten.
Ein gutes Beispiel ist das Projekt der Stadtbahnlinie 15 in Helsinki. Das Projektteam der Allianz hat kostensparende Lösungen entwickelt, den Umfang verfeinert und Ineffizienzen reduziert. Die Endkosten beliefen sich auf 386 Millionen Euro und lagen damit deutlich unter den herkömmlichen Prognosen sowie den festgelegten Zielkosten. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Straßenbahnen in Helsinki fast ein Jahr früher in Betrieb genommen werden konnten. Dadurch ersparte sich die Stadt Millionen an vermiedenen Verspätungskosten und konnte früher einen wirtschaftlichen Nutzen erzielen.
Die Zukunft der Projektabwicklung
Da Regierungen weltweit eine schnellere, nachhaltigere und kosteneffizientere Infrastruktur fordern, erscheinen traditionelle Projektabwicklungsmethoden zunehmend überholt. In Zeiten knapper Budgets und politischer Kontrolle bietet eine Projektallianz eine glaubwürdige Alternative: Sie belohnt Zusammenarbeit, minimiert Risiken und bietet dem Steuerzahler einen Mehrwert.
Mit dem Allianzmodell verschieben wir den Fokus von Einzelinteressen auf das Gesamtziel: Durch gemeinsames Risiko- und Chancenmanagement erzielen wir nicht nur erhebliche Zeit‑ und Kostenvorteile, sondern schaffen nachhaltige Lösungen für die Mobilität von morgen. Rambolls internationale Erfahrung fließt dabei von Anfang an in jede Entscheidung ein – zum Nutzen aller Beteiligten.
Für Unternehmen wie Ramboll, das bereits mehrere Allianzprojekte in den nordischen Ländern durchgeführt hat, passt dieses Modell perfekt zu einer Kultur der Partnerschaft und des langfristigen Denkens. Der nächste Schritt? Der Export dieses Ansatzes über die nordischen Länder hinaus, um zu beweisen, dass gut gemanagte Infrastrukturprojekte nicht zwangsläufig zu Kostenüberschreitungen und öffentlicher Frustration führen müssen.
Möchten Sie mehr erfahren?
Peter Molin
Director, Infrastructure and transport
+358 40 7523667
Huschke Diekmann
Global Director Sector Rail
+49 174 7425302