Jens Ole Hansen

15. November 2016

Intelligente Fernwärmenetze als Treiber einer nachhaltigen klimaneutralen Gesellschaft

Wie können wir die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens beschleunigen? Das war das gemeinsame Thema der Parallelveranstaltungen auf der Klimakonferenz COP22 in Marokko.

Dieser Beitrag wurde gemeinsam von Jens-Peter Saul, CEO der Ramboll-Gruppe, und Jens Ole Hansen, Leiter des globalen Geschäftsbereichs Ramboll Energy, verfasst. Der Artikel wurde außerdem im Blog von Jens-Peter Saul in der Huffington Post veröffentlicht.
Wie können wir die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens beschleunigen? Das war das gemeinsame Thema der Parallelveranstaltungen auf der Klimakonferenz COP22 in Marokko.
Eine relativ einfache - und kostengünstige - Lösung besteht darin, die Energienetze der Welt mit intelligenten Systemen flexibler, zuverlässiger und effizienter zu machen. Fernwärme und -kälte sind ein Ansatz, der überall auf der Welt angewandt werden kann - mit bekannter Technologie, die an die Bedingungen vor Ort angepasst wird. Dies schließt die Kooperation und Umsetzung mit allen relevanten privaten und öffentlichen Akteuren ein.
Lassen Sie mich das erläutern: In den Städten haben die Menschen oft gleichzeitig den gleichen Energiebedarf, so dass es sinnvoll ist, die Energieversorgung in einem viel größeren Maßstab zu betrachten: Dank der hohen Gebäudedichte kann eine Stadt Wärmeenergie zentral erzeugen, speichern und dann über städtische Energienetze rundherum verteilen.
In Kopenhagen, dem Hauptsitz von Ramboll, stammt fast 98 % der gesamten Wärme aus dem Fernwärmenetz, in das Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen die überschüssige Wärme aus der Stromproduktion zum Heizen von Gebäuden einspeisen - anstatt sie einfach ins Meer zu leiten, wie es an vielen anderen Orten der Fall ist.
Der Hauptvorteil des Systems ist die höhere Energieeffizienz. Hinzu kommt aber auch der Mehrwert in Form von günstigerer und zuverlässigerer Energie für die Bürger:innen - sowie eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Stadt, ihre Klimaziele zu erreichen. Das liegt hauptsächlich an der hohen Flexibilität der Energiequellen des Systems: Das Kraftwerk Avedøre vor den Toren Kopenhagens wird gerade von Kohle auf Biomasse umgestellt, und ein wachsender Prozentsatz der Abfälle der Stadt wird zur Energieerzeugung für das Fernwärmesystem verwendet.
Auch andere Kunden erkennen die Vorteile. In London ist Ramboll Partner in einem zukunftsweisenden Projekt, das die Abwärme der U-Bahn zur Erzeugung von Fernwärme nutzt. Ein von den Behörden der Metropolregion London in Auftrag gegebener Bericht hat ergeben, dass die in London verschwendete Wärme ausreichen würde, um 70 % des Heizbedarfs der Stadt zu decken.
Das Ableiten dieser Wärme und die Einspeisung in das Wärmenetz würde die Heizkosten senken, den Brennstoffmangel mildern, die Brennstoffversorgung sichern und nicht zuletzt die CO2-Emissionen drastisch senken.
In Nordamerika möchten immer mehr Hochschulen und Städte ihre alten Dampfwassersysteme umrüsten, die in Betrieb und Wartung kostspielig sind und zudem ein Sicherheitsrisiko darstellen. Das nordische Warmwasser-Fernwärmesystem ist flexibler, hat geringere Leckagerisiken, einen höheren Wirkungsgrad und kann erneuerbare Energien besser integrieren.
Ramboll berät derzeit Kunden in den USA und Kanada bei der Einführung von Fernwärme. In einigen Monaten werden wir ein neues Büro in New England eröffnen, das sich auf Leistungen in diesem Bereich spezialisiert.
Zu diesen neuen Kunden gehören das MIT (Massachusetts Institute of Technology) und die Stadt Cambridge, wo der Auftrag darin besteht, eine Studie zur CO2-armen Energieversorgung der gesamten Stadt durchzuführen.
Ramboll führt bereits eine Studie über erneuerbare Energien für die Ivy-League-Universität von Dartmouth durch, um dieser traditionsreichen Einrichtung in New Hampshire zu helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen: Die Uni nutzt bisher Öl als Energieträger und wird nach der Umstellung auf Fernwärme in der Lage sein, auch Solarenergie, Biomasse und andere erneuerbare Energien zu integrieren. Der Beitrag zur Energiewende beläuft sich auf eine Reduktion der CO2-Emissionen um bis zu 80%. Durch den Einsatz von saisonalen Wärmespeichern wird Dartmouth die im Sommer aus der Kühlenergieerzeugung aufgefangene Wärme nutzen, um im Winter fossile Energie einzusparen.
Bei entsprechender Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten kann das Konzept der Fernwärme also in den meisten Ländern angewandt werden. Nach den Aussagen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen ist Fernwärme oder -kälte eine bewährte und bevorzugte Lösung für moderne städtische Energieversorgungsprobleme - und kann somit die Umsetzung des Pariser Abkommens für eine klimaneutrale Gesellschaft beschleunigen.

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  • Jens Ole Hansen

    Business Development Director, District Energy

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