Michael Stevns

17. Juni 2025

Designing with purpose: Wie das Carbon Management Framework Ingenieure befähigt

Kohlenstoffmanagement gewinnt bei der Infrastrukturentwicklung zunehmend an Bedeutung – doch klare Leitlinien fehlen oft. Das Carbon Management Framework bietet Ingenieur:innen einen praxisnahen, strukturierten Ansatz, um ihre Klimaziele erfolgreich umzusetzen.

FIDIC Carbon Management Framework

Jedes Infrastrukturprojekt beginnt mit Fragen.

Was ist die richtige Lösung für diesen Standort? Wie bringen wir Kosten, Belastbarkeit, Fristen - und heute mehr denn je - den Kohlenstoffgehalt ins Gleichgewicht? Wo sollen wir überhaupt anfangen?

Für Ingenieure, Planer und Designer sind diese Fragen nicht theoretisch. Sie sind die Realität der täglichen Arbeit, bei der Projekte den sich wandelnden technischen, ökologischen und sozialen Anforderungen gerecht werden müssen - oft innerhalb fragmentierter Wertschöpfungsketten, knapper Budgets und Zeitpläne, die wenig Raum für Iterationen lassen. Und wenn es um Kohlenstoff geht, haben selbst diejenigen mit den besten Absichten oft das Gefühl, ohne Plan zu arbeiten.


Kohlenstoffmanagement wird oft benötigt, erwartet und sogar gesetzlich vorgeschrieben - ist aber selten so strukturiert, dass es umsetzbar oder abgestimmt ist.

Das ist die Lücke, die das FIDIC Carbon Management Framework (CMF) füllen soll. Es ist nicht nur eine weitere Richtlinie - es ist ein praktisches Instrument, das von und für Praktiker im gesamten Infrastruktursektor entwickelt wurde und Struktur, Klarheit und eine gemeinsame Sprache in einem Bereich bietet, der lange Zeit als unsicher galt.


Das Problem, das wir alle kennen: Ehrgeiz ohne Rahmen


Es ist inzwischen allgemein anerkannt, dass die Reduzierung des Kohlenstoffausstoßes über den gesamten Lebenszyklus von Infrastrukturen zahlreiche Vorteile bietet: Sie kann Kosten senken, die Anlagen zukunftssicher machen, die Erwartungen der Stakeholder erfüllen und Projekte für Investoren attraktiver gestalten. Dennoch ist eine konsequente und effektive Umsetzung oft schwer zu erreichen.

Das liegt daran, dass der Kohlenstoff im gesamten Projektlebenszyklus verteilt ist, aber selten eine einzelne verantwortliche Partei ihn steuert. Nachhaltigkeitsmanager:innen verfügen über das Wissen, die Designentscheidungen treffen jedoch die Ingenieur:innen. Kund:innen setzen Ziele, aber Beschaffungsentscheidungen verwässern sie häufig. Ohne einen einheitlichen Ansatz greifen Teams auf vertraute Lösungen zurück – und das Vertraute erzeugt oft mehr Kohlenstoff, als wir uns leisten können.

Eine gemeinschaftliche Anstrengung, die von der Branche selbst ausgeht

Das Global Leadership Forum (GLF) von FIDIC erkannte die Notwendigkeit eines gemeinsamen und praktischen Rahmens und machte die Dekarbonisierung zu einer Top-Priorität im Jahr 2023. Es folgte eine branchenweite Initiative, die durch Konsultation und Zusammenarbeit mit weltweit führenden Unternehmen aus den Bereichen Technik, Design und Nachhaltigkeit vorangetrieben wurde.

Ramboll stand vom ersten Tag an im Mittelpunkt dieser Bemühungen. Durch die aktive Beteiligung unserer Nachhaltigkeitsspezialisten, Ingenieure und unseres Führungsteams - einschließlich des CEO der Gruppe, Jens-Peter Saul - haben wir die Richtung, die Struktur und die Ziele des CMF mitgestaltet. Unsere Teams trugen ihr Wissen bei, moderierten Workshops und tauschten Erfahrungen aus der Praxis aus, um sicherzustellen, dass der Rahmen in der Realität der Projektumsetzung verankert ist.

"Alle Infrastruktursektoren sind für über 70 % der gesamten Kohlenstoffemissionen weltweit verantwortlich. Die Ingenieur- und Beratungsbranche hat also die Verantwortung und die Möglichkeit, dazu beizutragen, diese Auswirkungen deutlich zu verringern."

Jens-Peter Saul
CEO, Ramboll

Was der Kohlenstoffmanagement-Rahmen bietet


Der CMF bietet eine handlungsorientierte Anleitung - nicht nur Empfehlungen, sondern einen Weg nach vorn. Er ist um sieben Kernkomponenten herum aufgebaut, die in die DNA der Projektdurchführung eingebettet werden können:

  • Führung und Rechenschaftspflicht
  • Kohlenstoffbewertung
  • Grundlinien und Ziele
  • Vorantreiben der Kohlenstoffreduzierung
  • Zusammenarbeit
  • Beschaffung
  • Kontinuierliche Verbesserung

Jede Komponente wird durch klar definierte Reifegrade unterstützt, von "Anerkennend" bis "Pionierarbeit". Das macht das CMF flexibel: Sie müssen nicht führend im Bereich des kohlenstoffarmen Designs sein, um es nutzen zu können - Sie müssen nur bereit sein, damit anzufangen.

Wenn Ihr Team noch dabei ist, ein Bewusstsein zu entwickeln, hilft Ihnen das Rahmenwerk dabei, herauszufinden, wo der Kohlenstoffanteil liegt und welche Maßnahmen ergriffen werden können. Wenn Ihr Team bereits Kohlenstoff in die Entscheidungsfindung einbezieht, hilft das CMF dabei, diesen Fortschritt zu bewerten und zu verstärken.


Bessere Ergebnisse erzielen


Wir wissen, dass Infrastrukturprojekte mit einem geringeren Kohlenstoffausstoß über die gesamte Lebensdauer auf eine bessere Planung - und eine bessere Entscheidungsfindung - zurückzuführen sind. Sie führen oft zu einer kosteneffizienteren Anlagenverwaltung und machen Projekte für Investoren, die sich auf die Klimafinanzierung konzentrieren, attraktiver.

Dennoch gibt es vielerorts kaum Präzedenzfälle, nur wenige Kohlenstoffvorschriften und einen unterschiedlichen technischen Reifegrad in der Lieferkette. Der CMF wurde entwickelt, um Projekte dabei zu unterstützen, diese Hindernisse zu überwinden. Er fördert einen Bewusstseinswandel - von der Verwaltung dessen, was wir messen können, hin zur Messung dessen, was wir verwalten wollen - und setzt auf diesem Weg Innovationen und Werte frei.

"Das Carbon Management Framework ist mehr als ein politisches Instrument – es ist ein praxisnaher Leitfaden für Ingenieur:innen, der Sicherheit im Umgang mit komplexen Zusammenhängen bietet. Es unterstützt dabei, Konstruktionsentscheidungen mit den Klimazielen abzustimmen, Emissionen frühzeitig zu quantifizieren und fundierte Entscheidungen über den gesamten Lebenszyklus von Anlagen zu treffen. Für alle, die heute an Infrastrukturen arbeiten, bedeutet das: nicht nur für Leistung, sondern auch für Auswirkungen zu planen."

Andreas Hänfling
Senior-Chefberater, Ramboll

Zusammenarbeit als Multiplikator


Kohlenstoff ist nicht etwas, das eine Person oder sogar eine Organisation allein bewältigen kann. Deshalb steht die Zusammenarbeit im Mittelpunkt des CMF.

Der Rahmen hilft den Teams, von einem "Übergabe"-Denken - bei dem Kohlenstoff von einer Phase zur nächsten weitergegeben wird - zu einer gemeinsamen Verantwortung überzugehen, bei der jeder Akteur in der Wertschöpfungskette einen sinnvollen Beitrag leistet.

- Kunden werden dabei unterstützt, sinnvolle Ziele zu setzen und sie in die Beschaffung einzubinden.

- Konstrukteure werden befähigt, kohlenstoffarme Alternativen vorzuschlagen

- Bauunternehmer und Zulieferer werden frühzeitig einbezogen und erhalten die richtigen Anreize

- Nachhaltigkeitsexpert:innen werden von Beginn an in Entwurf und Entscheidungsprozesse eingebunden – nicht erst nachträglich.


Es ist dieses kollaborative Modell, das Ambitionen in die Tat umsetzt - und es ermöglicht, dass Kohlenstoff als ein Designparameter und nicht nur als eine Berichtslinie betrachtet wird.


Für jede Geografie, jedes Team, jede Phase


Eines der wichtigsten Merkmale des CMF ist seine globale Anwendbarkeit.

Infrastrukturprojekte stehen in verschiedenen Märkten vor unterschiedlichen Herausforderungen und Chancen. In einigen Ländern ist die Reduzierung von CO₂ gesetzlich vorgeschrieben, in anderen spielt sie kaum eine Rolle. Jedes Projekt bietet jedoch die Möglichkeit, es besser zu machen – und das Carbon Management Framework (CMF) ist so konzipiert, dass es Teams an jedem Punkt des Prozesses unterstützt.


Er unterstützt aufstrebende Märkte dabei, kohlenstoffintensive Praktiken zu überholen, und gibt reiferen Märkten ein Instrument an die Hand, um Konsistenz zu schaffen und den Wandel auf Systemebene voranzutreiben.


Eine Einladung zum Handeln

Das Carbon Management Framework befindet sich derzeit in der weltweiten Beta-Testphase. FIDIC und seine Partner, darunter auch Ramboll, sammeln Feedback, um es zu verfeinern und seine Wirkung zu verstärken.

Wenn Sie Teil eines Projektteams sind, das sich mit der Komplexität des Themas Kohlenstoff auseinandersetzt, haben Sie jetzt die Gelegenheit, ein Werkzeug mitzugestalten, das für die Realitäten, mit denen Sie konfrontiert sind, entwickelt wurde.

Denn die Zukunft entsteht nicht zufällig – sie wird gestaltet.

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  • Elina Kalliala

    Sustainability Director, Transport

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    Elina Kalliala
  • Andreas Linnet

    Senior Chief Consultant

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