Dänemarks ERTMS-Einführung: Die weltgrößte digitale Umrüstung der Eisenbahnsignaltechnik

Während Europa die Digitalisierung seiner Schienennetze vorantreibt, ist Dänemark mit der größten landesweiten Einführung des Europäischen Eisenbahnverkehrsmanagementsystems (ERTMS) führend.
Picture of a DSB train in danish landscape

Die Entwicklung des neuen dänischen Signalsystems ist nicht nur ehrgeizig, sondern stellt auch die erste umfassende Netzmodernisierung dar, bei der die gesamte alte Signalinfrastruktur durch ETCS Level 2 und CBTC-Technologie (kommunikationsgestützte Zugsteuerung) auf mehr als 2 600 km Gleisen ersetzt wird.

Mit dieser Investition in Höhe von 2,7 Mrd. € wird das dänische Eisenbahnnetz in ein digital integriertes, interoperables, leistungsfähiges und widerstandsfähiges Verkehrsnetz umgewandelt und dient damit anderen Ländern, die die Einführung von ERTMS planen, als praktische Fallstudie.

Warum Dänemark sich für die vollständige ERTMS-Einführung entschieden hat

Vor dem Start des Projekts stieß Dänemark mit seinen veralteten analogen Signalsystemen, von denen mehr als die Hälfte mehr als 50 Jahre alt war, an ernste Grenzen. Häufige Signalausfälle führten zu erheblichen Betriebsunterbrechungen und Verspätungen.

Anstatt schrittweise Reparaturen vorzunehmen, entschied sich der dänische Bahnbetreiber Banedanmark für eine umfassende Systemerneuerung. Auf dem Fernverkehrsnetz (Fjernbane) wird ETCS Level 2 Baseline 3 landesweit eingeführt, um signalbedingte Verspätungen um 80 % zu reduzieren.

In der Zwischenzeit wurde die S-Bahn in Kopenhagen, die das dichte städtische Netz bedient, auf CBTC GOA2 mit automatischem Zugbetrieb (ATO) umgestellt. Seit Abschluss der Arbeiten im Jahr 2022 kamen 96,4 % der Züge im Zeitraum von September 2022 bis September 2023 pünktlich an.

Dieser integrierte Ansatz modernisiert nicht nur die Eisenbahninfrastruktur, sondern bringt Dänemark auch in Einklang mit den europäischen Interoperabilitätsstandards für den Schienenverkehr.

Ein Modell für die Integration des Eisenbahnsystems

Die Einführung des neuen dänischen Signalsystems geht weit über die traditionelle Modernisierung der Signaltechnik hinaus. Es umfasst ein landesweites GSM-R-Netz, ein Glasfaserübertragungs-Backbone und zwei neue Verkehrsleitzentralen, die den Zugbetrieb anhand von Echtzeitdaten steuern.

Ein neues Verkehrsmanagementsystem (Traffic Management System, TMS) überwacht die Zugbewegungen, bewältigt Störungen dynamisch und bietet genaue Fahrgastinformationssysteme für das gesamte Netz. Diese Funktionen sorgen für eine höhere Zuverlässigkeit des Dienstes, eine verbesserte Effizienz des Bahnverkehrs und ein besseres Fahrgasterlebnis.

Für ERTMS-Lieferanten und Bahntechnikunternehmen zeigt das dänische Modell, was eine groß angelegte Integration von Signalisierungs-, Telekommunikations- und digitalen Bahnsteuerungssystemen bewirken kann.

Der weltweit größte Projekt zur Erneuerung der Signalanlagen

Um die Komplexität des Projekts zu bewältigen, beauftragte Banedanmark ein Konsortium unter der Leitung von Ramboll, zusammen mit Atkins (jetzt SYSTRA), Emch+Berger und Parsons - der größte Beratungsauftrag, der jemals in der dänischen Eisenbahngeschichte vergeben wurde.

Seit 2007 war das Konsortium an allen Phasen der Umsetzung beteiligt, von der strategischen Analyse über die Programmplanung und die Beschaffung bis hin zur Implementierung:

  • ERTMS- und CBTC-Beschaffungsstrategien und Ausschreibungsbewertungen
  • Programm- und Projektmanagement
  • Systemintegration, Schnittstellentests und gemeinsame ERTMS-Testlabore
  • Einhaltung der RAMS-Richtlinien (Reliability, Availability, Maintainability & Safety), betriebliches Änderungsmanagement und Personalschulung
  • Organisatorische Gestaltung, Realisierung von Geschäftsvorteilen und Migrationsplanung

Durch die Abstimmung der Lieferantenkoordinierung mit klaren Leistungszielen und Strategien für die Lebenszykluskosten zeigt das Programm, wie eine landesweite Migration der Eisenbahnsignaltechnik in großem Maßstab durchgeführt werden kann.

Eine lebendige ERTMS-Referenz für europäische Eisenbahnprojekte

Die Entwicklung des neuen dänischen Signalsystems dient bereits als Referenz für andere ERTMS-Projekte in ganz Europa und zeigt bewährte Verfahren auf:

  • Integration der Infrastruktur auf dem Greenfield
  • Design-Build-Maintain (DBM) Vertragsstrategien
  • Migration und Prüfung der kompletten Netzsignalisierung
  • Einbindung von Lieferanten für systemweite Interoperabilität

Das dänische Schienenverkehrsleitsystem in Zahlen

  • : 80%

    Erwartete Verringerung der signalbedingten Verspätungen auf der Hauptstrecke nach der ERTMS-Einführung

  • : >2.600 km

    Länge der vom Verkehrsleitsystem erfassten Gleise

  • : 1.000 Arbeitsplätze

    Zahl der in Dänemark neu geschaffenen Arbeitsplätze in verwandten Branchen

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